Die wunderbare Tante Erna ...

..ist eigentlich die Tante meiner Frau, aber das ist ein unwesentliches Details. Viel wichtiger ist dass sie mir endlich erlaubt hat sie zu fotografieren, daheim, in ihrem herrlichen Atelier.

Künstler sind ja gemeinhin als schwierige Menschen bekannt, und Tante Erna ist Künstlerin, pensioniert zwar aber wohl doch noch Künstlerin. In ihrem Atelier unter dem Dach eines Jugenstilhauses im Alsergrund  erzählt sie mir also wie das alles war, damals, im und nach dem Krieg. Vom akademischen Maler der -um sich seinen Alkolholismus zu finanzieren- Teppichmuster entwarf die sie dann ausmalte. Vom Spielen in Bombentrichtern wo auch manchmal ein Blindgänger explodierte. Den Russen die immer ein Herz für die Kinder hatten, Nazis die sich versteckt hielten, dem malariakranken Vater der geschworen hatte am Leben zu bleiben bis "die Schweine weg sind" und der schliesslich '46 gestorben ist.

Dann erzählt sie von der Akademie an der Ende der Fünfziger hauptsächlich adelige Damen im heiratsfähigen Alter "geparkt" wurden, ihrer politischen Überzeugung und dem Antifaschismus der ihr gesamtes Werk durchzieht (und ausgerechnet neben ihr zieht dann ein bekannter FPÖ-Politiker ein).

Erna Frank
Erna Frank

Spannend auch ihre Erzählungen über die wilden 60er und 70er, die körperlichen Mühen grosse und schwere Skulpturen zu fertigen, ihre Vorliebe für Satire und ihre dennoch ungebrochene Liebe zu den Menschen. Da funkeln die Augen, die alten Hände machen auch schon mal eine Faust.

Erna Frank
Erna Frank

Als ich gehe begleitet sie mich auf den Gang um eine ihrer geliebten Zigaretten zu rauchen die ihr der Arzt natürlich verboten hat. Möge sie die noch lange geniessen. Wer mehr über sie als Künstlerin wissen möchte besorgt sich das hier.