Fotos fressen Seele auf

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Hab ich eigentlich schon gesagt dass ich fürchterlich auf meine kleine steh? Nein, ich meine nicht meine Frau, sondern meine Fuji X-E1. Den ersten gemeinsamen Ausflug hab ich sehr genossen, um bei den Frauen zu bleiben: sie ist keine aufgetakelte ich-zeig-allen-alles Tussi die  unglaublich mühsam sein kann sondern eher die zuverlässige und unauffällige Frau von nebenan deren Reize sich erst auf den zweiten Blick erschliessen wenn man ihn denn wagt.

Jetzt sollte man meinen es sei ein leichtes damit Allerlei abzulichten was sich da auf der Strasse tut, und das war ja auch die Intention dahinter: Situationen des Alltags in denen das Menschliche, Abartige, Schöne, Abstossende zu Tage tritt festzuhalten (die Experten auf dem Gebiet der Fotografie nennen das auch "Street Photography"). So der Vorsatz. Leider ging der Plan nicht ganz auf, das Ergebnis war mau.

Wie also an diese Situationen herangehen? Wann immer ich jemanden gefragt habe ob ich ein Foto von ihm/ihr machen darf war die Antwort nein. Habe ich nicht gefragt war die Reaktion nun ja, sagen wir nicht ganz positiv ("Oida, des derfst oba net!"). Scheitert das Vorhaben im Anfangsstadium?

Hilfe habe ich im grossen, weiten Web gesucht und auch gefunden, hier eine Zusammenfassung der besten Tipps um wildfremde Menschen auf der Strasse ungefragt zu fotografieren:

  • trage Schuhe in denen du gut laufen kannst
  • nimm Pfefferspray mit
  • mach einen auf Garry Winogrand

Nein ehrlich, wovor haben die Leute Angst? Dass mit dem Foto ihre Seele geraubt wird und sie nach ihrem Tod nicht ins Reich ihrer Ahnen können? Dass ich mit dem Foto reich werde was sie natürlich niemanden gönnen? Dass ihr Gesicht nachdem sie auf Facebook, Twitter, Google+ etc. jedes Detail ihres Lebens publik gemacht haben im Internet zu sehen ist? Gut über diese Fragen zu stolpern - bin ich jetzt der Idee das Menschliche und Abartige zu dokumentieren einen Schritt näher gekommen ohne Fotos zu machen?